Geschichte des Aufrufs
Die Regierungsbildungsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP waren Anlass für diesen Aufruf. Die Initiative entstand aus der Sorge um die Demokratie und die Freiheit der Wissenschaften in Österreich. Die FPÖ stellt in ihrem Wahlprogramm und in zahlreichen Äußerungen ihrer Vertreter:innen die liberale Demokratie infrage und will Rechtsstaatlichkeit außer Kraft setzen. Dazu gehört, dass die FPÖ immer wieder wissenschaftsfeindliche Positionen zum Ausdruck bringt. Schließlich gab der Artikel von Maximilian Gottschlich in der Tageszeitung „der Standard[1]“ vom 26.1.2025 den Impuls, konkret aktiv zu werden. Er kritisierte, dass Universitäten und Wissenschaftler:innen kaum vernehmlich zur drohenden Regierungskonstellation Stellung beziehen und wenig zur Verteidigung der Demokratie tun würden, während noch nie die „Gefahr des Umbaus des demokratischen Rechtsstaates in eine illiberale Autokratie so groß wie heute“ ist.
Wir, einige Forscher:innen, die sich aus Zusammenhängen der kritischen Wissenschaft und der queer-feministischen Forschung kennen, entwarfen einen Text, holten sich Unterstützung in unserem Netzwerk und begannen Ende Jänner 2025 damit, Unterstützer:innen für den offenen Brief zu finden. Der Aufruf wurde unterstützt von „Diskurs. Das Wissenschaftsnetzwerk“ sowie von „Scientists for Future“. Innerhalb einer Woche haben nicht nur 180 als Erstunterzeichner:innen den Brief unterstützt, sondern weitere 1.500 Kolleg:innen an Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in ganz Österreich. Es sind Vertreter:innen verschiedener Disziplinen – von Medizin bis Mathematik, von Physik bis Philologie, von Kunst bis Mikrobiologie – und aller Karrierestufen. Mit drei Wittgensteinpreisträger:innen und zahlreichen Persönlichkeiten aus höchsten Leitungsebenen – von Dekan:innen und (Vize-)Rektor:innen – wird die Dringlichkeit des Anliegens deutlich. Da, wo demokratische Prinzipien und Grundwerte infrage gestellt werden, solidarisieren sich Personen unterschiedlicher politischer Überzeugungen für das gemeinsame Anliegen, die Vielfalt der Gesellschaft und die Vielfalt der Wissenschaft zu bewahren.
[1] https://www.derstandard.at/story/3000000254233/keine-rettung-in-sicht